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Die Geister, die ich rief
„Denn als Geister ruft euch nur zu seinem Zwecke, erst hervor der alte Meister.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Der Zauberlehrling)
Eine Flut an Informationen drischt jeden Tag auf uns ein. Die Angst vor dem Verpassen, die Phobie des jungen 21. Jahrhunderts, zwingt uns zum Erleben; natürlich gehen wir noch zur dritten Eröffnung heute Abend. Doch dann: keine Ausstellungen mehr, kein Rausgehen. Dann sitzt man an einem Samstagabend zuhause im Wohnzimmer, so wie man die letzten drei Samstage allein im Wohnzimmer saß und die Zeit dazwischen auch. Und gleichzeitig verliert das Wohnzimmer eine seiner wichtigen Funktionen. Es bleibt der Rückzug ins Private, das umfangreich kuratierte Biedermeieregal mit den Kunstbänden sieht keiner mehr. Es wird zum farbenfrohen Objekt, das die Leere des Zuhauses kompensieren will. Und man selbst sitzt als Teil der Leere da und versucht sein selbstgewähltes Image, sonst durch strategisch platzierte Ausgaben der „Texte zur Kunst“ vermittelt, subtil in seinen Internetaktivitäten unterzubringen.
Damit man nicht allein ist mit sich und der Leere, nicht das einzige Ding, das die Umgebung bevölkert, werden Geister gerufen. Ob es gute Wesen oder Poltergeister sind, kann man sich nicht aussuchen. Sie kommen, bringen etwas mit und gehen, sobald man sich mit der von ihnen gebrachten Veränderung arrangiert hat. Die fünf Geister die „das Ding in meinen Raum“ bringen, fordern Auseinandersetzung, sind eine Entität für eine Woche im Leben von Markus Heller. Er ist der einzige Rezipient, der Einzige, dessen Realität durch die Geister bestimmt und beeinflusst wird. Wie als einziger Beobachter der Aktivitäten in einem Spukhaus, muss Markus Heller die Vorkommnisse und die Erfahrungen in seinem Wohnzimmer an die Außenwelt transportieren. Nach Außen dringt der subjektive Blick, eine Erfahrung, die aus Mangel am selber Sehen zum eigenständigen und neuartigen Erleben wird. Durch den Handybildschirm, mittlerweile wahrscheinlich der größte Transporteur von Kunstwerken und Ausstellungen, kommt die „exhibition for one“ zu uns.
Text: Sophia Pietryga
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Spirits that I’ve cited
“As a spirit, When he wills, your master only, Calls you, then ’tis time
to hear it.” (Johann Wolfgang von Goethe, The Sorcerer’s Apprentice)
A flood of information hits us every day. The fear of missing out, the phobia of the young 21st century, forces us to experience; of course we’re going to the third opening tonight. But then: no more exhibitions, no more going out. You sit at home in the living room on a Saturday evening, just like you sat alone in the living room the last three Saturdays and the time in between too. And at the same time, the living room loses one of its important functions. There remains a retreat into
the private sphere, nobody sees the extensively curated Biedermeier shelf with the art catalogues anymore. It becomes a colorful object that tries to compensate for the emptiness of the home. And you yourself sit there as part of the void and try to subtly incorporate your self-chosen
image, otherwise conveyed through strategically placed editions of the “Texte zur Kunst”, into your online activities.
So that you are not alone with yourself and the void, not the only thing that populates the area, ghosts are called, but you cannot choose whether they are good beings or poltergeists. They come, bring something with them, and leave as soon as you have come to terms with the change they have brought about. The five ghosts who bring “that thing in my room” demand a discussion, are an entity for a week in Markus Heller’s life. He is the only recipient, the only one whose reality is determined and influenced by the spirits. As the only observer of the activities in a haunted house, Markus Heller has to convey the events and experiences in his living room to the outside world. The subjective view penetrates to the outside, an experience which, due to the lack of seeing for oneself, becomes an independent and novel experience. The “exhibition for one” comes to us through the mobile screen, which is now probably the largest transporter of works of art and exhibitions.
Text: Sophia Pietryga